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Heimatverein Kostheim e.V.

Erlebnisreiche Studienfahrt nach Graubünden in der Schweiz

Reisetagebuch vom 5.-11.Mai 2019
„Grüezi mitenand in Davos“, so begrüßte der Gästeführer Klaus die Kostheimer
Reisegruppe bei ihrer Ankunft im Hotel Bünda in Davos Dorf.
Doch der Reihe nach. Kurz nach der Verteilung der Informations- Flyer des
Kostheimer Heimatvereins im Dezember 2018 zur Schweiz-Fahrt 2019  an die
Vereinsmitglieder, war die Fahrt ausgebucht. Am 5. Mai 2019 begaben sich
48 Mitglieder und Freunde des Vereins auf die Reise nach Graubünden.
Der 1. Vorsitzende Holm Collofong begrüßte die Reisenden und den
verlässlichen Busfahrer Heinz. Bei sonnigem, kühlem Wetter fuhr man
zunächst bis zum Gelände des landschaftlich schön gelegenen
Rasthofs „Im Hegau“, wo das obligatorische „Kostemer Frühstück“ verzehrt
wurde.

Die Weiterreise wurde aufgelockert durch Sigrun Collofongs
unterhaltsame Geschichten und Ratespiele. Entlang des Bodensees erreichte
man bald die Schweiz und war verzaubert von der herrlichen Winterlandschaft.
Umgeben von verschneiten Berggipfeln und Wäldern präsentierten sich
Klosters und Davos auf einer Höhe von ca. 1600 m wie im Märchen.
Gästeführer Klaus erzählte der Kostheimer Gruppe  am nächsten Tag in
anschaulicher Weise viel Wissenswertes über das Leben gestern und heute
in Davos und Umgebung. Die wunderschöne Landschaft im Tal um Davos
im flächenmäßig größten Schweizer Kanton Graubünden gelegen, erstreckt
sich über eine Länge von 17km. Der Schriftsteller Hermann Hesse
formulierte es einmal folgendermaßen: „….das Tal ist wunderbar, überall
der Sonne geöffnet und von reich gezackten herrlichen Bergen umgeben.“
Der Ort gilt seit mehr als 100 Jahren als vorzüglicher Höhenluftkurort und
Wintersportplatz. Bekannt wurde Davos durch die Vielzahl an Kliniken und
Sanatorien, die sich der Behandlung und Heilung der Tuberkulose
verschrieben haben. Viele ausländische Patienten , hauptsächlich Engländer,
strömten herbei um in der reinen Höhenluft Linderung ihres Leidens zu
finden. Nicht zuletzt Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ machte
Davos weltberühmt.

Der 1. Tagesausflug der Kostheimer/innen war geprägt durch den Besuch
der „Via Mala“. Viele trauten sich, die 300 Stufen vom Besucherzentrum in
die sagenumwobene Felsenenge des Hinterrheintals hinabzusteigen. Das
wechselnde Licht von Sonne und Schatten begleitete sie bei ihren
Ausblicken auf außergewöhnliche Felsformationen. Man war begeistert von
den  Farbschattierungen, die das wilde Wasser je nach Lichteinfall in
den „Strudeltöpfen“ zeigte. Ein beeindruckendes Naturschauspiel!

Der Tag war jedoch auch durch den Besuch des kleinen Ortes Zillis geprägt,
wo man ein hervorragendes Kunstwerk bewundern konnte: die Kirche
St. Martin mit der ältesten erhaltenen, figürlich bemalten Holzdecke
Europas (12.Jh.). Seit 1000 Jahren ist sie in ihrer Ursprünglichkeit erhalten.
Ihre 153 Holztafeln sind nach den Prinzipien der mittelalterlichen Weltkarte
gegliedert; die Welt dargestellt als Scheibe von Wasser umgeben. Sie erzählen
das Leben Jesu und die Legende des Kirchenpatrons. Es entstand ein
monumentales Kunstwerk, das die Kulturkreise dies-und jenseits der Alpen
verband.

Eine Stadtführung in Chur rundete den Tag ab. Durch Altstadtgassen mit
Innenhöfen erreichte man den klar gegliederten Marktplatz.Von dort ging
es zur Besichtigung der protestantischen Stadtkirche, die durch ihre
wertvollen Glasmalereien Giacomettis berühmt wurde. Der Besuch der
Kathedrale mit ihrer Ausstattung aus unterschiedlichen Epochen schloss
sich an.

Am folgenden Tag unterrichtete Reiseleiter Klaus die Gruppe in der alten
Sprache „rhaeto-romanisch“, die heute noch von einem kleinen Teil der
Bevölkerung Graubündens gesprochen wird, und trug melancholisch
klingende Lieder in dieser Sprache vor. Ein besonderer Hörgenuss!

Auf dem Weg zum Julierpass meisterte Busfahrer Heinz in der Zwischenzeit  
bravourös die engsten Gassen, und die Mitfahrer/innen zogen im Bus den
Kopf ein, wenn sie an den Hausfassaden den Hinweis „Vorsicht Balkon“
lasen. Klaus erwähnte, dass das Leben in diesen kleinen Ansiedlungen
früher sehr karg war, und man heute in der Region von
„sterbenden Dörfern“ spricht. Auf Serpentinenstraßen ging es weiter
bergauf bis zur Passhöhe (2284m). Die Begeisterung aller Reisenden über
die herrliche Natur im winterlichen Kleid mit schneebedeckten Bergen und
einem leuchtend blauen Himmel war riesengroß. Wahrhaftig ein Höhepunkt
der Reise!

In Pontresina wartete der „Bernina-Express“ mit dem Ziel Tirano auf die
Gruppe. Der Zug erreichte über Viadukte und verschlungene Trassen den
Bernina Pass (2253). Die Bahnstrecke fügt sich harmonisch in die grandiose
Gebirgswelt ein. Die Kostheimer/innen kamen froh gelaunt im italienischen
Tirano an, genossen das südliche Ambiente und speisten natürlich beim
Italiener „Al Portici“. Auf der Rückfahrt zum Hotel gab es noch einen Halt in
der protestantischen Kirche von Paschiova, wo Reiseleiter Klaus und
Mitfahrer Heribert den „Andachtsjodler“ anstimmten, um den Dank für
diesen besonderen Tag auszudrücken.

Tags darauf zeigte Klaus den Gästen seinen Heimatort Davos. Sie erfuhren,
dass die Sanatorien, die früher eine wichtige Säule der wirtschaftlichen
Entwicklung von Davos waren, heute in ihrer Bedeutung etwas in den
Hintergrund getreten sind. Stattdessen haben sich Forschungsinstitute von
hohem Rang entwickelt. Wirtschaftlichen Nutzen zieht die Stadt zum großen
Teil aus der hervorragenden Auslastung des Konferenz-und
Kongresszentrums. Der Kurpark und das Eissportzentrum machen Davos für
Besucher attraktiv.

Kulturelle Anziehungspunkte sind neben dem Ernst Ludwig Kirchner Museum
vor allem die herrlichen Glasfenster von Giacometti in der ev. Pfarrkirche mit
dem Titel „Das Paradies“ und die „Große Stube“ von 1564 mit ihren feinen
Intarsien an Decke und Wänden im Rathausgebäude.

Die Besucher/innen hörten, dass es Davos gelungen ist, den Weg vom
abgeschiedenen Dorf zu einem Ort der Ferien, der Kongresse, der Gesundheit,
der Kultur und des Sports zu gehen. Investitionen vieler Menschen aus dem
Ausland waren daran beteiligt.
Das Programm des folgenden Tages bot mit der Fahrt im „Glacier Express“
ein weiteres großartiges Erlebnis. Von Chur bis Andermatt schlängelte sich
die Bahn über kühn geschwungene Viadukte im wildromantischen Rheintal
und durch viele Tunnels hinauf auf den 2033m hohen Oberalppass mit seiner
Gletscherwelt. Mithilfe des Zahnrades arbeitet sich die Lok auf den höchsten
Punkt der Fahrt. Die Reise im „Glacier Express“ ist zweifellos ein
unvergessliches Erlebnis. Am Ende der Fahrt erhielten alle Reisenden zur
Erinnerung ein „Diploma“, ähnlich dem „Certificat“ im „Bernina Express“.
Busfahrer Heinz bekam an diesem Tag starken Applaus, da er die
Baustellen in den Haarnadelkurven auf der Rückreise in aller Ruhe
gemeistert hatte. Im Hotel wurde zum Abendessen ein
„übersichtlich angeordnetes“ Menü aus „Hacktätschli mit Rübli“ serviert,
was einigen hungrigen Kostheimer Gästen leider die Stimmung verdarb.

Am vorletzten Reisetag kamen die Kostheimer/innen durch das sog.
„Heidiland“ nach Appenzell im Kanton St. Gallen. Der schöne Ort lud
zum Bummeln und Einkaufen ein, bevor die Gruppe zur Besichtigung der
Firma „Appenzeller Alpenbitter AG“ aufbrach. 42 Kräuter werden heute
dort im eigenen Kräutergarten angepflanzt und aus dem Ausland
importiert, um sie zu Kräuterschnaps zu verarbeiten. Die ersten Rezepte
zur Schnapsherstellung stammten von ortsansässigen „Kräuterweibli“.
Der damals produzierte Magenbitter wurde von Ärzten als Medizin bei
Magenbeschwerden empfohlen. 1902 gegründet, ist die vielfach
ausgezeichnete Firma noch immer in Familienbesitz. Seit 1935 kennen
nur jeweils zwei Familienangehörige das Mischungsrezept für den
Kräuterbitter. Nach dem Verkosten entschieden sich viele Kostheimer
Gäste durch den Kauf des angepriesenen Produkts etwas Gutes für ihre
Gesundheit zu tun.

Ein kurzer Rundgang durch das beschauliche Werdenberg, einen Ort,
bestehend aus 34 Jahrhunderte alten Holzhäusern und durch das
lebhafte Zentrum von Vaduz mit supermodernen Skulpturen,
rundeten das Tagesprogramm ab.

Während der Rückfahrt zum Hotel nahm Gästeführer Klaus mit dem
Gedicht „Der Zug des Lebens“ auf sehr emotionale Weise Abschied
von der Reisegruppe des Kostheimer Heimatvereins. Man dankte ihm
mit dem Lied „Kein schöner Land…“.Starker Applaus belohnte seine
fundierten Erklärungen.

Nach dem Aufenthalt in der Schweiz, den Abstechern nach Italien
und Liechtenstein besuchte die Reisegruppe auf dem Heimweg
noch Höhrbranz in Österreich, um in der Fein-Brennerei Prinz,
eine Führung mit Verkostung der edlen Liköre und Schnäpse zu
genießen. 160 Sorten standen zur Auswahl; da fiel die Entscheidung
schwer. Gut gestärkt durch das deftige Mittagessen im Gasthaus
„Zur Rose“, trat man die Rückreise nach Kostheim an.

Der Dank aller Gäste ging an Franz Haus, Sigrun und Holm Collofong
und Busfahrer Heinz für die Organisation und Durchführung der
Studienfahrt. Zufrieden mit der gelungenen Reise, die bestimmt
noch lange in Erinnerung bleiben wird, freuen sich die
Vereinsmitglieder schon auf die kommenden Veranstaltungen des
Heimatvereins Kostheim, besonders auf das 33. Brunnenfest
vom 6.-8.9.2019!
Text: Sigrid Gebhardt
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